Franziskanerinnen pilgern zum Corona-Kreuz

Quelle: Memminger Zeitung vom 06.04.2021, von Franz Kustermann

Bei strahlendem Sonnenschein, wegen des starken Windes dennoch warm eingepackt, unternahmen die Franziskanerinnen des Seniorenkonvents Lautrach am Ostersonntag eine Wallfahrt zum renovierten Wegkreuz im Legauer Ortsteil Moos. Nach ihren Bitt- und Dankgebeten legten die Schwestern dort einen Kranz mit beschrifteten Bändern am Kreuz nieder. Im Seniorenkonvent Lautrach leben derzeit zehn Schwestern im Alter von 73 bis 88 Jahren. Alle sind noch mobil, können noch an allen Gebets- und Essenszeiten teilnehmen. In ihrem Berufsleben waren alle bei Regens Wagner in Lautrach oder anderswo tätig. Auch im Ruhestand bringen sich viele von ihnen ehrenamtlich in der Einrichtung für Menschen mit Behinderung ein. Laut Schwester Marietta Strobl wollten die Ordensfrauen deshalb mit der Walllfahrt „Gott und der heiligen Corona, die wir täglich anrufen, danken, weil die Lautracher Einrichtung bis jetzt die Pandemie so gut und ohne Krankheit überstanden hat".

Für die betagten Nonnen sei dies nämlich nicht selbstverständlich. „Wir empfinden dies als großes Geschenk, so wie wir unser Leben täglich als Geschenk empfangen", betonte sie. „Wir haben zu danken für unser Leben in Gesundheit, für das Leben in Gemeinschaft, für die seelsorgliche Begleitung durch die Patres von Maria Steinbach."

Dass die Franziskanerinnen ausgerechnet das unscheinbar am Wegesrand zwischen dem Legauer Ortsteil Moos und der Fluhmühle gelegene, schmiedeeiserne Kreuz als Ziel ihrer Wallfahrt auswählten, ist kein Zufall. Eine neue Abbildung an dem Kreuz zeigt schließlich die heilige Corona, Patronin gegen Seuchen. Darunter steht:  „Heilige Corona, Rette und verschone uns vor Krankheit, Seuche und Hunger. Unser Vertrauen zu Dir ist groß, auch hier in Moos."

Der Legende nach wurde Corona zur Zeit der Christenverfolgung im Jahre 177 hingerichtet, indem man sie mit Händen und Füßen an zwei herabgebundene Palmbäume fesselte, um sie durch das Losbinden der Bäume in Stücke zu reißen. Sinnbildlich dazu steht das Kreuz in Moos ebenfalls zwischen zwei Bäumen. Die heilige Corona gilt nicht nur als Schutzheilige von Seuchen, sondern auch als Patronin des Geldes, der Metzger und Schatzgräber. Der Besitzer des schmiedeeisernen Kreuzes hat den umlaufenden Strahlenkranz sogar vergolden lassen.

Besonders dankbar zeigten sich die Schwestern bei ihrer Wallfahrt „für das gute Miteinander bei Regens Wagner Lautrach, für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns tatkräftig unterstützen, aber auch für das Wohnen in einer wunderbaren Landschaft und so vieles andere mehr". Das Legauer Wegkreuz stammt aus dem Dreißigjährigen Krieg. Der 78-jährige Oberbinnwanger Altbauer Gottfried Schlichting hatte es aufwendig restaurieren lassen, Legaus Pfarrer Anton Rollinger segnete das renovierte Kunstwerk dann im Juli vergangenen Jahres.

Im Oktober besuchte der Ottobeurer Abt Johannes Schaber eine Dankandacht am Kreuz der Heiligen Corona – und kam mit einem Vierspänner dort an. Seinen Aussagen zufolge habe das Kreuz schon im Dreißigjährigen Krieg eine sehr wichtige Rolle gespielt. In den 28 Dörfern des Stifts Ottobeuren etwa hätten die Menschen zu dieser Zeit „viele Grausamkeiten erlebt". Damals wie heute habe man an den Kreuzen mit dem gegeißelten Heiland Mut, Trost und Hoffnung für die Zukunft gefunden.

Die Schwestern vom Seniorenkonvent Lautrach unternahmen einer Wallfahrt zum renovierten Corona-Kreuz in Moos bei Legau. Schwester Ariele befestigte einen Kranz mit Fürbitten am Kreuz.