In Memoriam

125 Jahre Regens Wagner Lautrach

 

Mit der Gründung der Regens Wagner Stiftung Lautrach im Jahr 1889 begann unter dem damaligen Direktor Magnus Niedermayer (geboren in Rammingen / Unterallgäu) im alten Lautracher Schloss eine segensreiche, aber auch wechselhafte Geschichte der Betreuung von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen.

Was mit 97 Pfleglingen und 15 Schwestern der Dillinger Franziskanerinnen begann ist heute ein soziales Unternehmen mit vielfältigen ambulanten und stationären Dienstleistungsangeboten für Menschen mit Behinderungen und/oder Psychiatrieerfahrung. Weit über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei uns tätig.

Aber nicht immer waren die Zeiten so, wie heute... In unserem Jubiläumsjahr wollen wir auch die düsteren Jahre des Nationalsozialismus in den Blick nehmen. Wir sehen es als unsere Pflicht und Schuldigkeit an, uns der Menschen zu erinnern, die in der Zeit von 1939 bis 1945 wegen ihrer Erkrankung und Behinderung oder auch nur wegen ihrer Besonderheiten vom Regime als lebensunwert abgestempelt, deportiert und umgebracht wurden.

Nach der zwangsweisen Auflösung der Sonderschule für geistig Behinderte in Lautrach wurde diese mit sämtlichen Schülerinnen nach Kaufbeuren verlegt. Belegt durch Archivforschung vor Ort sind von dort aus 57 Menschen unserer Einrichtung in die Vernichtungsanstalt nach Hartheim bei Linz verschleppt, dort systematisch umgebracht und letztendlich verbrannt worden.

In der Ausstellung erscheint auch der Name Dr. Georg Hensel. Er war in der Nachkriegszeit Chefarzt unserer Lungenheilstätte in Lautrach (von der Regierung eingesetzt). Nachweislich war er in der Nazizeit in der Klinik für Tbc-Kranke-Kinder in Oy/Mittelberg tätig. In Kaufbeuren war er für Versuche an behinderten Kindern mit Todesfolge verantwortlich. Verurteilung wurde er dafür nicht.

Nie wieder darf solch Unrecht geschehen!
Beppo Haller Regens Wagner Lautrach


Euthanasie im Dritten Reich
 

„Zwischen 1939 und 1945 wurden rund 180.000 psychisch kranke Menschen in Deutschland getötet. Im Rahmen eines nationalsozialistischen „Euthanasie-Programms" haben Psychiater ihre Patienten getötet. „Ihre Untaten waren von so ungezügelter und zugleich bürokratisch-sachlich organisierter Lieblosigkeit, Bosheit und Mordgier, dass niemand ohne tiefste Scham darüber zu lesen vermag." (A. Mitscherlich u. F. Mielke als Chronisten des Nürnberger Ärzteprozesses, 1947).

Nach einer Zeit des bleiernen Schweigens beschäftigt dieses Thema seit etwa 20 Jahren wieder die deutsche Psychiatrie und die Öffentlichkeit. Die Auseinandersetzung mit dem Geschehen mag uns helfen, eine Orientierung zu finden in einer Welt, in der eine utilitaristische Ethik, Bioethikkonventionen, Gentechnologien und Euthanasiedebatten unsere Stellungnahme herausfordert. Michael von Cranach

Die drei Bereiche der Ausstellung:

Die Schilderung der Ereignisse mit Dokumenten.

Photographie-Serie des berühmten Photographen Ray d´Addario
vom Nürnberger Ärzteprozess 1946/47.

Zwei Arbeiten von Beate Passow, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit
mit dem Nationalsozialismus immer wieder auseinandergesetzt hat.

Öffnungszeiten: Montag - Donnerstag 8:00-17:30 Uhr
                      Freitag                    8:00-12:00 Uhr

Fachvortrag Dr. Michael von Cranach: Montag, 22. September 2014 um 18:30 Uhr im Foyer des Landratsamts Unterallgäu