STARK
Positionspapier der Gruppe STARK zu Leistungsvereinbarungen für stationäre Wohnangebote für Menschen mit Psychiatrieerfahrung
Als Selbstvertretungskreis für Menschen mit Psychiatrieerfahrung, setzen wir uns für die Rechte von Menschen mit Handicap ein. Ein zentraler Punkt bei der Lebensqualität von Menschen mit Handicap und Psychiatrieerfahrung, stellt das Wohnen dar. Hier engagieren wir uns für eine Selbstbestimmte Lebensführung und eine größtmögliche Inklusion von Menschen mit Handicap. Dies tun wir gegenüber unserem Leistungserbringer (Regens Wagner Lautrach), aber auch gegenüber unserem Leistungsträger (Bezirk Schwaben). Als Betroffene erleben wir, dass die Betreuung und Begleitung in den letzten Jahren, bedingt durch personelle Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen, an Quantität und auch an Qualität verloren haben, wie folgende Beispiele zeigen können:
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagen, sie haben jetzt nur wenig/keine Zeit, sind im ständigen Einzeldienst und wirken gestresst und gehetzt. Die Zeit für Gespräche und individuelle Begleitung oder Beratung ist zu wenig.
- Bei Krankheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fallen geplante Aktionen und Freizeitangebote vermehrt aus.
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbringen für die Dokumentation viel Zeit im Büro, anstatt bei uns Bewohnerinnen und Bewohnern.
- Durch die Verringerung der Öffnungszeiten von Wohngruppen mit der sogenannten Tagesstruktur, ist ein Verbleib auf der Wohngruppe bei Krankheit nicht immer möglich, wäre aber der Genesung dienlich. Auch die Möglichkeit individuell Urlaub zu nehmen ist dadurch eingeschränkt.
- Das Reinigungspersonal wurde immens gekürzt. Bewohnerinnen und Bewohner sollen selbständig putzen. Dies ist aber auf Grund von körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen vielen nicht möglich. Hier wird Selbstständigkeit mit Selbstbestimmung gleichgesetzt.
Echte Selbstbestimmung ist aber für Menschen, die nicht so selbständig leben können nur dann möglich, wenn sie individuelle Hilfe bekommen.
- Bewohnerinnen und Bewohner können nicht dort wohnen bleiben, wo sie sich jahrelang wohlgefühlt haben, auf Grund der Homogenisierung" der Leistungstypen für Menschen mit Handicap. Der Mensch mit Handicap wird nur nach seinem Defizit beurteilt, nicht nach seinem individuellen Bedarf und seinen Neigungen und persönlichen Wünschen.
Für Leistungsvereinbarungen bezüglich der Betreuung in stationären Einrichtungen fordern wir deshalb:
- eine Erhöhung des Personals (min. Doppelbesetzung), um mehr Hilfe bei der täglichen Haushaltsführung und Zeit für Beratung und Assistenz, aber auch vorbeugende Krisenintervention von Mitarbeitern zu bekommen.
- Eine individuelle Versorgung bei Krankheit und Urlaub innerhalb der eigenen vier Wände.
- Eine Individuelle bedarfsgerechte Hilfegewährung von Menschen mit Handicap, insbesondere die Berücksichtigung von erhöhtem Bedarf bei körperlichen und psychischen Handicaps
- Eine heimatnahe Betreuung auch für Menschen mit höherem Hilfebedarf und schwierigen Verhaltensweisen, die aus dem Raster fallen - Eine Reduzierung des Dokumentationsaufwandes
- Ein Mitspracherecht, auch bei der Verhandlung von Leistungsentgelten - Keine Homogenisierung, sondern freies Wunsch-, Wahl- und Mitspracherecht bei der Suche nach dem individuellen Wohnplatz.
- Gefragt werden, Mitspracherecht
Gruppe STARK im Januar 2014