Wohnen auf Augenhöhe
Sarah Miller ist seit kurzem Projektleiterin für „inklusives Wohnen" bei der Regens Wagner-Stiftung Lautrach. Sie hat viele Ideen, die sie in den nächsten Wochen und Monaten umsetzen will. Vier dicht beschriebene Flipchart-Blätter hängen nach einem Brainstorming mit Kolleginnen im Besprechungsraum und sollen zu einem Ziel führen: das gemeinsame Wohnen von Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen. Dadurch soll ein Beitrag zur Inklusion geleistet und das gegenseitige Verständnis verbessert werden. Die „Aktion Mensch" unterstützt das Projekt gezielt mit Fördermitteln.
Menschen mit einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung äußern vielfach den Wunsch, so normal wie möglich zu leben und in der Gesellschaft integriert zu sein. Gertrud Bliemert-Prestele weiß als Bereichsleiterin „Offene Hilfen" bei Regens Wagner jedoch, dass dieser Wunsch allzu oft unerfüllt bleibt. Entweder fehlt der passende Wohnraum, die Mobilität ist eingeschränkt oder es bestehen soziale Barrieren.
Professionelle Hilfestellung
Bliemert-Prestele will deshalb mit dem neuen Projekt ein Zusammenwohnen von Menschen mit und ohne Behinderung „auf Augenhöhe" ermöglichen. Wie in jeder Wohngemeinschaft soll sich jeder entsprechend seiner Möglichkeiten einbringen können. Wohnräume und Küchen sollen gemeinsam genutzt werden, sich jeder aber auch in das eigene Zimmer zurückziehen können. Bei Bedarf gibt es professionelle Hilfestellung durch Fachpersonal.
Sarah Miller hat in Kempten „Soziale Arbeit" studiert und freut sich auf die nun anstehenden Aufgaben. Zunächst soll das Projekt bei anderen Trägern der Behindertenhilfe vorgestellt werden, um Interessierte zu finden. Hierbei werde, sagt Sarah Miller, insbesondere der Kontakt mit den Behinderten- und Inklusionsbeauftragten in Stadt und Landkreis gesucht. Um auch Nichtbehinderte für das Projekt zu begeistern, soll gezielt unter anderem bei Schülern und Studenten geworben werden, die sich sozial engagieren und zumindest zeitweise in eine inklusive Wohngemeinschaft einziehen wollen.
Zudem muss passender Wohnraum in der Stadt und im Landkreis gefunden werden. Hierbei spielt das Thema barrierefreies Wohnen eine große Rolle. So wird Miller in nächster Zeit an die Stadt Memmingen und das Landratsamt in Mindelheim herantreten sowie mit mehreren Wohnungsbaugenossenschaften Kontakt aufnehmen. Dies alles will die Projektleiterin in den nächsten Wochen und Monaten schrittweise angehen. Dabei werden auch die Erfahrungen bereits umgesetzter Vorhaben in Landsberg, Augsburg, Fürstenried und Regensburg einfließen.
Um das Projekt in Stadt und Landkreis bekannt zu machen, ist eine aktive Öffentlichkeitsarbeit geplant sowie mehrere Infoflyer für die verschiedenen Zielgruppen.
Noch steht Sarah Miller am Beginn des auf fünf Jahre angelegten Projekts. Unter dem Motto „Inklusion aktiv mitgestalten“ sieht sie in ihrer Arbeit eine Möglichkeit, Menschen mit Handicap ein Leben mitten in der Gesellschaft zu ermöglichen. Wer sich also gerne sozial engagiert, neue Erfahrungen sammeln oder geeignete Wohnmöglichkeiten anbieten möchte, kann sich direkt an Regens Wagner wenden. Sarah Miller ist zuversichtlich, dass ihr Projekt in Memmingen und im Unterallgäu ein Erfolg werden kann, wenn sich Menschen finden, die offen sind und Lust darauf haben, Inklusion mitzugestalten.
Kontakt
Regens Wagner Offene Hilfen, Kempter Straße 52 in Memmingen
Telefon: 08331 97476-203
Mail: lc-inklusiveswohnen@regens-wagner.de
Quelle: Memminger Zeitung, Memmingen - Unterallgäu, Ausgabe vom 10.09.2020, Foto und Text: Werner Mutzel